Pressemitteilung des AK Asyl
Sie müssen ihn im Schlaf überfallen haben in der Nacht vom 18. auf den 19.05.2017. Ein Abschiebekommando muß sich augenscheinlich mit einem Schlüssel Zutritt zur Wohnung des Rom verschafft haben, um den schlafenden, mit Unterbrechungen seit über 10 Jahren in Göttingen lebenden Gani Rama gewaltsam außer Landes zu schaffen. Zeit, seine Sachen zu packen, ließen sie ihm nicht. Abschiebeziel: Kosovo. Sein Bruder hat erst durch ein Telefonat am nächsten Tag davon erfahren.
„Das stellt nicht nur eine eklatante Verletzung der Privatsphäre dar, sondern mit diesem Akt rassistischer Rücksichtslosigkeit überschreitet die Ausländerbehörde auch die Grenze des länger Hinnehmbaren. Die von Diskriminierung und rassistischer Gewalt geprägte Lebenssituation von Roma in Kosovo ist allen Beteiligten bekannt.“, so Stefan Klingbeil vom AK Asyl Göttingen.
Müssen Geflüchtete in stadteigenen Wohnungen oder in Gemeinschaftsunterkünften nun immer damit rechnen, dass Verantwortliche mit Schlüsseln einfach in die Wohnungen oder Zimmer eindringen, und Grundrechte nicht mehr gelten? Wir fragen, wer in der Stadtverwaltung dafür verantwortlich ist, dass der Schlüssel herausgegeben wurde. Und wir drängen auf Antworten!
Nachbarn im Göttinger Rosenwinkel beobachteten, wie Gani Rama mit herunter gedrücktem Kopf zum Wagen geführt wurde. „Gani Rama ist schwer psychisch krank, weshalb er sich auch zeitweise in stationärer Behandlung befand. Völlig orientierungslos wurde er in Pristina „aus dem Flugzeug geworfen“ und sich selbst überlassen. Seitdem schläft er in einer Moschee oder auf der Strasse. Er hat kein Geld für Essen und Trinken, geschweige denn für ein Zimmer. Aufgrund seiner psychischen Erkrankung ist er nicht in der Lage, sich irgendwie seinen Lebensunterhalt zu sichern. Seine gesamten Familienangehörigen leben in Deutschland, so dass er völlig auf sich allein gestellt ist.“ berichtet sein Bruder.
Der AK Asyl Göttingen verurteilt diese Abschiebepraxis der Stadt Göttingen. Wir fordern die Verantwortlichen auf, endlich die ihnen möglichen Spielräume zu nutzen und keine Abschiebungen mehr zu veranlassen, erst recht nicht von schwer kranken Menschen.
Gleichzeitig fordern wir die Stadt auf, Gani Rama die Wiedereinreise nach Deutschland zu ermöglichen.
AK Asyl, Göttingen, den 24.05.2017